Walter Hasenclever

Walter Hasenclever ist wohl einer der wenigen Autoren, die sowohl für den Film, unter anderem Zusammenarbeit in Hollywood (1930) mit Greta Garbo, als auch für den Rundfunk geschrieben haben. Auch ist bei ihm besonders ungewöhnlich, für Schriftsteller seiner Zeit, dass er sich schon um 1918 herum, durch einen Freund, dem Schauspieler Paul Wegener angeregt, für den Buddhismus und in späteren Jahren auch für Astrologie und Okkultismus interessierte.

Am 8.7.1890 kam Walter Georg Alexander Hasenclever in Aachen zur Welt. Er kam aus einem gutbetuchten großbürgerlichem Elternhaus und war über "sieben Ecken" sogar mit Goethe verwandt. Nach seinem Abitur sollte er, vom Vater aufoktroyiert, Jura studieren. Er verweigerte jedoch und konnte mit Hilfe seiner Großmutter, durch ihre finanzielle Unterstützung, in Leipzig Germanistik und Philosophie studieren.

1914 meldete er sich freiwillig als Soldat, wurde aber erst einmal zurückgestellt. Später kehrte er von einem Fronturlaub nicht mehr in den Krieg zurück und wurde als nervenkrank in ein Lazarett eingewiesen, von wo er 1917 als kriegsuntauglich entlassen wurde und sich nun voll auf seine schriftstellerische Tätigkeit konzentrieren konnte. Mit dem Ende der Militärzensur 1918 begann sein Ruhm als Dramatiker.

Die prägenden Jahre von Hasenclever, in seinem bewegten Leben, sind wohl die Zeiten, da er dem Leipziger Kreis der jungen Expressionisten angehörte, um 1910 herum. Die Düsternis der Selbstmörder-Erzählungen und das Stück Nirwana. Eine Kritik des Lebens in Dramaform (1910) bringen es wohl sehr gut zum Ausdruck. Die Abkehr von den alten Konventionen der Vätergeneration zeigt seine Gedichtsammlung Städte, Nächte, Menschen (München 1910) wohl  deutlich und das Drama Der Sohn traf die idealistische Aufbruchstimmung der jungen Generation wie kein anderes Stück.

Als Ernst Rowohlt 1919 das Gedicht Der politische Dichter (Berlin) zum Titelgedicht einer Neuausgabe machte, das auch das durch die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg aktuell gewordenen Gedicht Die Mörder sitzen in der Oper (Leipzig 1917) enthielt, hatte Hasenclever längst seine Hoffnungen auf einen vom Geist der Humanität geleiteten revolutionären Neubeginn begraben.

1933 wurde Hasenclever in NS-Deutschland geächtet und 1938 ausgebürgert. Stücke wie Der Froschkönig (1930), Satire gegen Göbbels und Konflikt in Assyrien (1937), Satire gegen die Rassengesetze, trugen ein wesentliches dazu bei. Seit 1934 lebte er, bis zu seinem Tod mit seiner Lebensgefährtin Edith Schäfer, in Südfrankreich.

Die Stücke die Hasenclever in dieser Zeit schrieb, sind zum Teil sogar Komödien, in denen die Verabschiedung von Illusionen über das Leben deutlich zu spüren sind, wie in Irrtum und Leidenschaft. 1939, als er selber zwei Mal kurze Zeit in einem Lager interniert war, begann er den Roman Die Rechtlosen, die Schilderung der Erniedrigung der Gefangenschaft. Der Roman wurde erst 1963 aus dem Nachlass heraus veröffentlicht. 1940 wurde er erneut im Lager Les Milles bei Aix-en-Provence inhaftiert und sah dort nur noch den einzigen Ausweg, da er nicht auf eine Rettung hoffte, des Suizids durch eine Überdosis Veronal am 22. Juni 1940.

© Gabriele Thlon


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