Banana Yoshimoto - Dornröschenschlaf - Rezension Lettern.de Banana Yoshimoto - Dornröschenschlaf
Drei Erzählungen von der Nacht

Aus dem Japanischen 
Diogenes 
170 Seiten 
15,29 € 
ISBN 3-257-06173-0

 

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Nach langer Durststrecke wird dem deutschen Banana-Fan endlich wieder ein neues Buch angeboten. Unter dem Titel Dornröschenschlaf sind drei Kurzgeschichten Banana Yoshimotos zusammengefasst, die alle zu einem ähnlichen Themenkreis gehören. Als Thema aller Geschichten steht der Gegensatz Liebe-Tod. Fast immer ist ein mehr oder weniger geliebter Mensch gestorben. Einmal der Geliebte, einmal die beste Freundin und einmal sogar die Konkurrentin in Sachen Liebe.

Im Mittelpunkt stehen, wie immer bei Banana Yoshimoto,  junge Frauen, die nun ihre Erfahrungen mit Tod und Liebe zu verarbeiten haben. In den drei Erzählungen: Dornröschenschlaf, Wanderer der Nacht und Eine geheimnisvolle Erfahrung werden die Erlebnisse auf völlig unterschiedliche Art und Weise verarbeitet.

Einmal verfällt das junge Mädchen in eine Schlafsucht, ausgelöst vom Tod ihrer besten Freundin. Ein anderes Mädchen dagegen schläft anscheinend überhaupt nicht mehr, geht nachts lieber auf Entdeckungstour. Die dritte beginnt, sich hemmungslos zu besaufen. Alle drei müssen schließlich einen eigenen Weg finden, ihr Problem in den Griff zu bekommen.

Banana Yoshimoto besitzt in Japan, gerade unter jungen Lesern, eine sehr große Popularität. Es gelingt ihr wunderbar, die Gefühle der jungen Menschen zu beschreiben, weil sie selber diese Gefühlswelt aus eigenen Erfahrungen kennt. Besonders bewundernswert ist ihre Fähigkeit, die Sprache der Jugend zu benutzen und sich dabei einer ungewöhnlich schönen, poetischen und blumigen Schreibweise zu bedienen. Das trägt zu ihrem großen Erfolg sicherlich entscheidend bei.

Auch diese Kurzgeschichten bedienen sich Yoshimotos besonderem Sprachstil. Die Geschichten werden wie im Traum erzählt, die nächtliche Stimmung von Schlaf, Traum und Trunkenheit geht perfekt auf den Leser über. Inhaltlich gehen die Kurzgeschichten ineinander über, sie sind "Geschwister", wie Yoshimoto selber in ihrem Nachwort schreibt. Sie spielen alle vor der Kulisse der Nacht, dem Gefühlschaos aus der Mischung Liebe-Nacht-Tod.

Doch die Erzählungen haben ein Problem: Es sind Erzählungen, sie sind zu kurz. Yoshimotos Stil ist geschaffen für die Welt der Romane. Die Sprache nimmt einen auch in der Kurzgeschichte gefangen, doch die Liebe zu den Charakteren baut sich bei Yoshimoto erst im Laufe der Geschichte auf. Am Ende von Yoshimotos Romanen, hat man sich in Mikage aus Kitchen oder Marie aus Tsugumi verliebt. Doch die Zeit, die Figuren aus ihren Erzählungen lieben zu lernen, ist leider zu kurz, obwohl auch sie alle liebenswerte Eigenschaften der Romanfiguren aufweisen.

Wer Banana Yoshimoto liebt, wird auch diesen Erzählband lieben. Als Einstieg zur Welt von Banana ist er jedoch, wegen der Kürze der Geschichten, ungeeignet. Hier ist und bleibt Kitchen weiterhin Bananas Meisterwerk und beim Lesen erste Wahl.

© Till Weingärtner 2000


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