Akira Yoshimura - Schiffbruch - Rezension Lettern.de Akira Yoshimura - Schiffbruch

Aus dem Japanischen von Sabine Mangold 
Rowohlt Berlin 
222 Seiten 
ISBN 3-87134-286-6

 

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Obwohl Akira Yoshimura in seiner Heimat einer der erfolgreichsten Schriftsteller überhaupt ist, liegt erst jetzt mit Schiffbruch eine erste Übersetzung eines seiner etwa 20 Romane vor. Japan interessierten Lesern ist vielleicht bereits der Film "Der Aal" von Shohei Imamura ein Begriff, die Romanvorlage hierfür stammt von Akira Yoshimura.

Schiffbruch ist ein historischer Roman, der in einem mittelalterlichem kleinen Fischerdorf irgendwo in Japan spielt. Der 9-jährige Isaku ist wegen der Armut der Familie gezwungen, die Ernährung seiner Familie in die Hand zu nehmen, nachdem sich sein Vater als Arbeiter in der Stadt verpflichtet hat. Die einzige Hoffnung auf vorübergehenden Wohlstand, stellt für die armen Dorfbewohner das "ofune sama" da.

Sie bitten bei den Göttern dafür, dass ein Schiff mit wertvoller Ladung vor ihrer Küste auf das Riff aufläuft und sie in der Lage sind, die Ladung zu stehlen. Hierfür wird sogar versucht, in Seenot geratene Schiffe mit Irrlichtern und Feuern auf das Riff zu locken.

Während sich Isaku an sein Erwachsenwerden gewöhnt, als Fischer arbeitet und erste sexuelle Wünsche spürt, wächst der Wunsch nach Ofune sama immer mehr.

Eines Nachts geschieht das, worauf die Dorfbevölkerung so lange warten musste. Ein Schiff läuft auf das Riff auf, wird von den Dorfbewohnern geentert, die Besatzung wird erschlagen und die großen Vorräte an Lebensmitteln werden auf die Dorfbevölkerung aufgeteilt.

Die Folgezeit ist von Wohlstand geprägt. Die Kostbarkeit Reis ist auf einmal in großen Mengen vorhanden. Doch die Angst vor Entdeckung des Verbrechens lähmt die Dorfbevölkerung. Bald müssen die Nahrungsmittel versteckt werden, Panik macht sich breit.

Ein neues Ofune Same tritt unerwartet ein. Diesmal ist die Ladung nicht besonders wertvoll, aber rätselhafter. Auf dem Schiff befinden sich lediglich einige Tote, die in strahlend rote Gewänder gehüllt sind. Die Dorbevölkerung nimmt die Gewänder an sich. Kurze Zeit später bricht die Katastrophe über die Menschen herein...

Yoshimura erzählt in beeindruckenden Worten mit großer Eindringlichkeit eine gespenstisch beklemmende Geschichte, die tief anrührt und bewegt. Die Handlung schreitet zügig voran, nimmt unerwartete Wendungen und schließt mit einem Ende, über das sogar Amy Tan weinen würde.

© Till Weingärtner 2000


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