Birgit Vanderbeke - Alberta empfängt einen Liebhaber - Rezension Lettern.de Birgit Vanderbeke - Alberta empfängt einen Liebhaber

Alexander Fest Verlag 
120 Seiten 
15,23 € 
ISBN 3-8286-0019-0

 

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Einigen literarisch interessierten Lesern ist die Schriftstellerin Birgit Vanderbeke schon durch ihre frühen Kleinodien wie  Das Muschelessen ein Begriff, spätestens mit ihrem Buch Alberta empfängt einen Liebhaber verdient die 1956 geborene Birgit Vanderbeke große Aufmerksamkeit als eine große Hoffnung für die Deutsche Literatur.

Zunächst ist der Leser mit einer alltäglichen Liebesgeschichte konfrontiert. Alberta und Nadan lieben sich schon ewig, doch wenn sie zusammen sind, gibt es immer wieder Probleme. Schon während ihrer ersten gemeinsamen Erfahrungen als Teenagern, lastete etwas Undefinierbares auf ihrer gemeinsamen Liebe. Jetzt, wo beide erwachsen sind, beschließen sie, gemeinsam durchzubrennen. Doch da gibt es schon wieder die nächsten Probleme. Wohin durchbrennen? Und warum eigentlich durchbrennen, gibt es doch nichts, was ihrer Liebe an Ort und Stelle im Wege steht? Und wie man es sich denkt, es klappt wieder alles nicht. Sie lieben einander, aber sie sind eben keine Prinzen und Prinzessinnen aus einem Märchen. 

Im zweiten Teil nimmt das Buch dann eine überraschende Wendung. Alberta und Nadan werden hier plötzlich zu rein fiktiven Figuren einer deutschen Schriftstellerin, die mit französischem Ehemann und ihrer kleinen Tochter in Frankreich lebt. Der erste Teil des Buches bildet eine von ihr geschaffene Kurzgeschichte. Die Figuren Albertas und Nadans entspringen ihrer Fantasie. Von ihrem Mann immer wieder angestachelt, beginnt sie weiter über die Geschichte von Nadan und Alberta nachzudenken. Es ist hochinteressant, ihre eigene Situation und ihr doch nicht ganz stimmiges Verhältnis zu ihrem Mann mit dem Verhältnis von Alberta und Nadan zu vergleichen. Vielleicht ähneln sich die Schriftstellerin und ihre Figur Alberta ? Es liegt am Leser, sich hierüber Gedanken zu machen.

Im dritten Teil des Buches setzt die Schriftstellerin ihre Erzählung aus dem ersten Teil fort. Es kommt zur erneuten Begegnung zwischen Alberta und Nadan, nachdem sie sich lange nicht gesehen haben. Wie wird ihre Begegnung enden?

Birgit Vanderbeke gelingt ein Kunststück: Sie schafft es, uns das altbekannte Thema Liebe auf erfrischende Art ganz neu zu präsentieren. Ihr Schreibstil ist erfreulich zurückhaltend, sie stellt die Figuren klar in den Vordergrund und hält sich als Autorin bescheiden im Hintergrund.

Ihre Figuren sind Menschen des wahren Lebens. Mit ihren Schwächen und ihren Ticks, aber auch ihren Vorzügen und all dem, was einen Menschen wundervoll machen kann. Sie beschreibt die menschlichen Gefühle sehr lakonisch, aber dadurch um so eindringlicher und klarer. Sie will keine Psychologin sein, es sind keine komplizierten Gefühle, die die Personen aus Alberta empfängt einen Liebhaber beschäftigen, sondern die ganz normalen Wünsche und Ängste, die jeder Mensch spürt und kennt.

Dieses Buch ist ganz bestimmt eines der besten Bücher, dass ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin aus Deutschland in den letzten Jahren veröffentlicht haben. Birgit Vanderbeke hat das Zeug, eine ganz Große der Deutschen Literatur zu werden.

© Till Weingärtner 2000


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