Filippi, Ricard, Laumond, Lieber, Redolfi: Vampire (01) - Rezension Literaturmagazin Lettern.deAlecante, Krassinsky, Vedrines, Thirault, Durand, March, Marreo: Vampire - Sable Noir (02) - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Filippi, Ricard, Laumond, Lieber, Redolfi: Vampire (01)
Alecante, Krassinsky, Vedrines, Thirault, Durand, March, Marreo: Vampire - Sable Noir (02)

Ehapa Comic Collection - Egmont Verlag
Hardcover
, je 96 Seiten
je Band: 19
,95 €
Band 1: ISBN: 3-770-43374-2
Band 2:
ISBN: 3-770-43375-0

Band 1 Dieses Buch neu bestellen

Band 2 Dieses Buch neu bestellen           gebraucht suchen 


Frisches Blut für einen alten Mythos

2006 bestellte der französische Fernsehsender Cartel Prod. Novellen, die alle einen Fluch in dem Städtchen Sable Noir behandeln sollten. Nachdem die Novellen und deren Fernsehverfilmungen ein großer Erfolg wurden, entschloss man sich, die zweite Staffel mit Vampiren in dem Städtchen Sable Noir anzureichern. Zusätzlich zu den Novellen und Fernsehepisoden, kamen nun Comicadaptionen hinzu, die aber von den ursprünglichen Novellen teilweise abweichen. Ehapa legt diese sechs Vampirerzählungen in zwei Bänden auf. Das Cover von dem berühmten Künstler Dave McKean ist schon insofern ein Clou, da es auf die zwei Bände verteilt ist. Legt man beide Bände nebeneinander, so bekommt man das komplette Cover. Das Innencover ist themengerecht blutrot gefärbt. Zudem gibt es am Ende beider Bände ein Making-of.

Wie es bei Kurzgeschichten so ist, sind die Einzelqualitäten sehr unterschiedlich. Die erste Geschichte des ersten Bandes, "Frisches Blut" von Filippi und Laumond nach einer Novelle von Brigitte Aubert, ist zwar sehr stimmungsvoll und spannend und besitzt ein überraschendes Ende. Zeichnerisch hingegen ist es eher konventionell. Die zweite Geschichte hingegen, "Das Haus auf dem Hügel" von Ricard und Redolfi nach einer Novelle von Ann Scott, ist ein wahres Kunstwerk. Mit Vampiren hat sie zwar nicht sonderlich viel zu tun - eher eine sehr freie Interpretation-, ist aber dennoch die bessere der beiden Bände. Die Zeichnungen der Gesichter sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber ansonsten hervorragend. Wie die Perspektiven wechseln und kippen, die Montagen gestaltet sind und wie mit Schatten gearbeitet wird, erinnert sehr an den Expressionismus und zieht einen total in den Bann. Grandios. Die dritte Story "Alizarine" von Filippi, Lieber und Gerard nach einer Novelle von Colin Thibert, ist wieder etwas konventioneller und sogar geschwätzig. Aber dafür ist hier eine gute Montagearbeit zu finden. Wie ein psychischer Kampf durch einen imaginären Boxkampf bebildert ist, ist eine schöne Idee. Aber allein wegen "Das Haus auf dem Hügel" lohnt sich der Kauf.

Im zweiten Band ist die erste Geschichte "Mörderische Seelen" von Alcante und Matteo nach einer Novelle von Pierre Pelot, sehr spannend, da dem Leser die Zusammenhänge nicht klar gemacht werden und sich erst im Finale, oder genauer: in den letzten vier Panels, alles offenbart. Gute Schattenspiele und "Kamerafahrten" geben eine sehr stimmungsvolle und unheimliche Atmosphäre wieder. "Unter die Haut" von Thirault und March nach einer Novelle von Ferey, hat wunderschöne Zeichnungen, vor allem der Frauen, wenngleich sie etwas flächig geraten sind. Aber die Farben sind sehr fotorealistisch und es wird eine tolle Arbeit mit Lichteffekten eingesetzt. Allein die Sequenz in der Disco ist fantastisch gemacht, wenngleich der Computer da wohl etwas geholfen hat. Eine sehr erotische Geschichte, die den Vampirismus ansatzweise als AIDS-Metapher einsetzt. Die dritte Geschichte im Bunde "Das Wahre im Falschen" von Krassinsky, Vedrines und Durand nach einer Novelle von Thierry Jonquet, ist zeichnerisch die schwächste der beiden Bände. Die Zeichnungen sind recht verzerrt und gehen ins Groteske. Das dürfte nicht jedermanns Sache sein. Dafür gibt es aber amüsante kleine Seitenhiebe auf die Vampire in den Medien und deren Vermarktung. So bekommt die Gothic-Szene ebenso ihr Fett weg, wie die Verlage, die aus kommerziellen Interessen Vampirgeschichten in Auftrag geben. Hier sind auch manche Anspielungen zu finden. Das Geschäft "Nos Ferrat" bezieht sich natürlich auf Nosferatu (ein anderes Wort für Vampir) und das Schloss heißt Stocker, womit natürlich der Autor des "Dracula" Bram Stoker gewürdigt wird. Das Clubinnere auf Seite 86 erinnert sehr an die Innenausstattungen von H. R. Giger, der ebenfalls Clubs innenarchitektonisch gestaltet hat. Für Insider erkennbar, ist die Ähnlichkeit des "bösen" Pärchens mit den Vampirgeschwistern aus der Serie "Raubtiere" von Dufaux und Marini.

Auch wenn nicht alle Geschichten ein hohes Niveau haben, so gleichen die Guten alles wieder aus und lohnen die Anschaffung. Fans von Vampiren werden auf jeden Fall bestens bedient.

© Jons Marek Schiemann 2010


Aktuelle Kinderbuch-Rezensionen
Aktuelle Rezensionen
Aktuelle Hörbuch-Rezensionen
Rezensionen von A-Z
Rezensionen nach Genre

Rezensionen von lettern.de