Jiro Taniguchi - Ein Zoo im Winter - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Jiro Taniguchi - Ein Zoo im Winter

Carlsen Verlag
Übersetzung: John Schmitt-Weigand
Altersempfehlung: 14-15 Jahre
Taschenbuch
, 248 Seiten
16
,00 €
ISBN: 3-551-75284-2

 

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Comics und Liebe

Jiro Taniguchi ist ein unübertroffener Meister der leisen Töne. Auch in seinem neuen Manga "Ein Zoo im Winter" wird feinfühlig von einem Erwachen erzählt, weit ab von den üblichen Science-Fiction oder Fantasyerzählungen der Mangas.

Der junge Hamaguchi arbeitet als Angestellter in einem Textilunternehmen, ist dabei aber ziemlich unzufrieden. Ohne wirkliche Freunde und ohne Freundin verbringt er seine Freizeit am liebsten im Zoo. Seine wahre Leidenschaft ist das Zeichnen, aber an seiner Arbeitsstelle kann er sich nicht mit dem Produktdesign beschäftigen. Sein Jugendfreund fragt ihn, ob er mit ihm nicht einen benachbarten Comiczeichner besuchen will, der gerade einen Assistenten sucht. Aus dem Besuch wird eine Probearbeit und Hamaguchi beschließt die Stelle im Laden zum Entsetzen seiner Familie zu kündigen, um Mangazeichner zu werden. Aber während er als Assistent arbeitet und langsam auch das Leben an sich kennenlernt, kommt seine Arbeit an einem eigenen Comic nur sehr schleppend voran. Bis er eines Tages die bezaubernde Mariko kennenlernt.

"Ein Zoo im Winter" reicht zwar nicht an Taniguchis Meisterwerk "Vertraute Fremde" heran, vermag es aber dennoch, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Auch wenn handlungsmäßig eigentlich gar nicht viel passiert. Alles dreht sich um Arbeit an Comics in der japanischen Form (also Mangas), abendliche Kneipenbesuche, zwischenmenschliche Beziehungen und eine zarte Liebe. Aber gerade das ist Taniguchis große Kunst: vom Leben an sich zu erzählen. Und das ist unglaublich viel wert. In klaren, feinen Bildern schildert er das Leben mit einer ungeheuren Sensibilität. Das zentrale Thema ist dabei die Suche des Menschen nach dem Glück. Als Leser meint man in diesem Buch gute Freunde zu treffen und bei deren Selbstverwirklichung mitzuhelfen indem man allein schon derer Geschichte folgt. Wer glaubt, dass es Mangas nur in Form von Science-Fiction oder Fantasy wie "Dragon Ball" gibt, kann sich hier überraschen lassen. In Japan ist der Manga eine absolut anerkannte Lektüre und wird von allen Gesellschaftsschichten gerne gelesen. Gerne auch auf dem Weg von und zu der Arbeit. Die Themenpalette ist dabei beeindruckend. Es gibt Genremangas wie Action, Horror, Abenteuer, Erotik, aber auch Mangas für Homosexuelle, für Weinkenner, für Spekulanten, usw. Hier gibt es noch so manches zu entdecken. Dieser Manga ist auch eher für Erwachsene gedacht, auch wenn keinerlei Action oder Gewalt vorkommt. Aber auch kein konstruierter Plot. Und das trotz einer fehlenden Geschichte ein Buch so spannend sein kann, ist große erzählerische Kunst.

Ein Buch wie das Leben. Taniguchi erzählt mit großer Sensibilität von der Verwirklichung eines Traumes in klaren, feinen schwarz-weißen Zeichnungen.

© Jons Marek Schiemann 2010


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