Tom Sharpe - Puppenmord oder bis dass ihr Tod ihn scheidet - Rezension Lettern.de Tom Sharpe - Puppenmord
oder bis dass ihr Tod ihn scheidet

Goldmann Verlag
Taschenbuch,
314 Seiten
8,00 € 
ISBN 3-442-44914-6
Hörbuch: 3-491-91273-3

 

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Henry Wilt führt ein bescheidenes Leben. Er übt den Job des Berufsschullehrers aus und unterrichtet eine Klasse mit Auszubildenden des Metzgerhandwerks. Seine Frau ist eine dominant-fundamentalistisch eingestellte New-Agerin, die den eher soften Henry häufig herumkommandiert.

So auch an jenem verhängnisvollen Abend, als die liebende Gattin ihn - seine Einwürfe und Widersprüche ignorierend - auf eine Party ihrer Freunde schleppt. Da steht er nun, der arme Tor, nicht ahnend welches Unheil seinen Lauf nehmen und ihn dabei überrennen soll. Das Unheil besteht übrigens aus einer Frau, genauer gesagt, es ist die Gastgeberin - und diese hat ein Auge auf Henry geworfen. Nun beweist das nicht nur, dass sie guten Geschmack hat, nein, sie ist auch eine Freundin schneller Taten, und noch bevor Henry sich versieht, zerrt sie ihn in ein Nebenzimmer und will sich von ihm... na ja, sie will ihren Spaß haben.

Natürlich ist Henry von reiner Moral und absolut nicht willens sein geliebtes Eheweib zu betrügen. So wehrt er sich, stolpert jedoch unglücklich und fällt in einen schwarzen Schacht der Ohnmacht. Als er aus dieser erwacht, stellt er 5 Fakten fest:

1. Er ist splitterfasernackt!
2. Die Gummipuppe, die auf ihm ruht, ist ein bisschen sehr fest aufgepumpt.
3. Er kann sich nicht aufrichten, weil sein Glied in der zu fest aufgepumpten Gummipuppe ruht, und ein zu hastiges Aufrichten unweigerlich eine Kastration mit sich bringen würde.
4. Die Puppe lässt auch dann nicht von ihrem Opfer, als sie mittels "Ersatzmesser" zum Platzen gebracht werden soll.
5. Die Punkte 2 - 4 wirken sich doppelt ungünstig aus, wenn der genossene Alkohol nun den Körper auf dem üblichen Wege verlassen will.

Um es abzukürzen: selbstverständlich kann Henry sich aus der Puppe befreien, was ihn jedoch einen Schneidezahn kostet und zum Gespött der Partygäste macht. Henry ist - verständlicherweise - sehr, sehr sauer... auf sich... und auf die Nymphomanin, insbesondere aber auf seine Frau, die ihn zu dieser Party geschliffen hatte.

Henry will Rache - und er rächt sich!!! Er schnappt sich die Puppe, zieht ihr Kleider seiner Frau an, fährt mit ihr auf eine Baustelle und wirft sie in eine tiefe Grube. Nach dieser befriedigenden Genugtuung geht es ihm dann auch besser - zumindest bis zum nächsten Tag.

In dem Moment, in dem schnell härtender Zement in die Aushebung gegossen wird, entdeckt ein Bauarbeiter den (vermeintlich menschlichen) Körper. Doch für eine Bergung ist es zu spät; der Zement liegt auf dem Torso, und hat ohnehin die Puppe zum platzen gebracht.

Nun tritt die Polizei auf den Plan. Der Inspektor vermutet einen Mord und ein/der Täter ist schnell gefunden. Klar: Henry Wilt! Die Beweislast ist erdrückend; er wird festgenommen. Nun ist es für den Berufsschullehrer natürlich kein Problem, wieder freigelassen zu werden; er muss nur seine Frau bitten, vorbeizukommen. Was er jedoch nicht weiß, ist, dass seine Frau, die Gastgeberin und deren Mann eine Spritztour mit einer Yacht unternommen haben und dank einer Motorpanne jetzt festsitzen.

Keine Frau bedeutet nun, keine Entlastung; keine Entlastung bedeutet, dass er gestehen muss. Und so bastelt er ein Geständnis. Ein Geständnis aus reiner Fantasie - und seine Fantasie wird immer mörderischer.

Mit Puppenmord hat Tom Sharpe einen Kultroman geschaffen, der zu Recht zu den Longsellern zählt. Nicht nur, dass einige Szenenbeschreibungen zu absoluten Lachanfällen führen können; nicht nur, dass auch der schwarze Humor nicht zu kurz kommt; nein, Sharpe schafft es auch gleichzeitig, eine bitterböse Satire auf die Sensationsvoyeure vorzulegen.

Was ein bisschen schade ist: meines Erachtens kommt kein anderer Roman von ihm an den Puppenmord heran. Dennoch lohnt es sich auf jeden Fall, sich diesen Roman rein zu ziehen!

© Michael Vogl 2001


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