Hilke Rosenboom - Und das Leben ist süß - Rezension Lettern.de

Hilke Rosenboom - Und das Leben ist süß

Marion von Schröder Verlag
Taschenbuch,
296 Seiten,
18,90 €
ISBN 3-547-77871-9

 

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Und das Leben ist süß... ja, wenn es denn mal so wäre. Und das Schicksal geht manchmal seltsame Wege... Ja, manche kennen das und werden zustimmend nicken.

Hilke Rosenbooms Roman fasziniert und er ist zur Hälfte wahr, da es einen Teil der Menschen wirklich gibt, die in dieser Geschichte vorkommen. Sie hat eine Gabe der Erzählkunst, die einen nicht mehr loslässt, wenn man einmal in ihren Büchern angefangen hat - und dieses Buch ist das Beste, was sie bisher geschrieben hat.

Eine Reise durch die Zeit, Rückblick und Gegenwart, persönliches mit Geschichte verbunden, zusammengeknüpft. Menschen, deren Dasein mit 'dem süßen Leben' verbunden ist, deren Leben aber immer am Rand der 'bitteren Neige' verläuft. Man liest in Bildern, wenn man sich auf dieses Buch einlässt. Ein Jahr oder ein halbes Leben in Bildern auf 296 Seiten.

Als ich auf der letzten Seite ankam, klappte ich es vorsichtig zu, sinnierte, schlug es vorne wieder auf und las die Widmung und den Gedankengang erneut. Und es passte. Es hinterließ genau den Eindruck, den dieses Buch bei mir hinterlassen hat; manchmal schwarz-weiß und manchmal Farbe. Eine schöne Kombination.

Es ist ein Irrtum zu glauben, dass diejenigen, die wir vor langer Zeit einmal gekannt haben, von dieser Welt gegangen sind, nur weil wir kaum noch an sie denken oder weil wir uns nicht mehr gut an sie erinnern. Vielleicht schließen diese Menschen uns jeden Tag in ihre Gebete ein. Und vielleicht machen sie sich eines Tages auf, uns zu suchen, weil sie dem letzten Satz, den sie damals gesagt haben, noch ein Wort hinzufügen müssen. Dieses Buch handelt von so einem Fall. Es ist die Geschichte einer großen Liebe, die vier Menschen miteinander verbunden hat, und es ist die Geschichte einer Schuld, die fast alles zerstört hätte. Obwohl Josephine Santa und Luc Kauffmann niemals unter diesem Namen gelebt haben und Ida Eisenblau und Hektor Riviera nicht erkannt werden wollen, ist es doch eine wahre Geschichte, die sich zwischen April 1966 und November 1999 in einer kalten Stadt am Fluss, in einer großen Stadt in Afrika und während eines Frühlings auf Island zugetragen hat. (Zitat aus dem Buch: Und das Leben ist süß, Hilke Rosenboom)

Ida Eisenblau, erfolgreiche Fotojournalistin, und Walentin, studiert, immer noch auf seine 'Berufung' wartend, haben sich nicht mehr viel zu sagen. Er wartet nur darauf, dass sich ein Wink bietet, der ihm die Möglichkeit gibt, endlich seine Designerklamotten zu tragen und etwas darzustellen.

Eines morgens, Ida verspätet sich zu einem Fototermin, klingelt das Telefon. Sie hebt ab, denkt es ist Hansemann, ihr Assistent, und ruft hinein: "Beruhige dich bitte. Ich rette dich. Ich bin schon auf dem Weg zu dir." und legt wieder auf, ohne eine Antwort abzuwarten. Hansemann war es nicht, sondern Walentins neuer Arbeitgeber Luc Kauffmann, der erneut anruft, um ihn zu benachrichtigen, dass er den Job hat.

Diese schlichten, scherzhaften Worte, die dem Assistenten der Fotojournalistin galten, legen sich über das ganze Buch. So 'nebenbei' sie auch klingen, so ernst und aussagenschwer wirken sie sich aus.

Walentin kann seine Designeranzüge tragen. Bei Idas Geburtstagsfeier, die er organisiert, tauchen nur seine Firmenmitarbeiter auf. Und als ob das nicht schon reichen würde, benimmt er sich zusätzlich heftig daneben. Ida packt ihre 'sieben' Fotoausrüstungs-Gegenstände und ein wenig mehr und verschwindet. Allerdings erhält sie noch ein lukratives Angebot für eine Auftragsarbeit, die das 'süße Leben' betrifft, die sie erst einmal ablehnt, da die Wut in ihr etwas mehr kocht als der Zucker. Kommerziell, für Sahnetörtchen! Nein, das kam gar nicht in Frage; sie war schließlich Künstlerin!

Tage später nimmt sie den Auftrag doch an. Künstlerin hin, Künstlerin her, sie braucht Geld zum Leben und Walentin fordert ihren Stolz heraus, da er in dieser Zuckerfabrik arbeitet, in der Ida die Bilder machen soll.

Luc Kauffmann, der Besitzer, hat bei seinen Angestellten, vor allem bei den weiblichen, einen Götter-Status, der Ida selber immer mehr in den Bann zieht. Sie erfährt, dass er sehr krank ist und in Afrika bei einem Wunderheiler weilt. Während ihrer Fotoarbeiten bekommt sie Papiere in die Finger, die mehr als fünfzig Jahre versteckt waren.

Und nun will Ida die ganze Geschichte wissen, bevor sie ihre Bilder der Öffentlichkeit preisgibt - das ist das Recht des Künstlers - und fährt kurz entschlossen nach  Khartoum zu Luc Kauffmann, um sich die Geschichte der Papiere und das Leben in den 40ern und sein Leben erzählen zu lassen. Hektor Riviera, der engste Freund Lucs, empfängt sie am ersten Tag. Die beiden hassen sich und lassen keine Gelegenheit verstreichen, sich das auch mitzuteilen.

Als Ida Luc Kauffmann endlich zu Gesicht bekommt, ergreift sie erneut diese Faszination, die sie schon vorher gespürt hatte. Doch trotz der tödlichen Krankheit, entwischt er ihr wieder, und immer wieder, bis...

"Beruhige dich bitte. Ich rette dich. Ich bin schon auf dem Weg zu dir."

© Gabriele Thlon 2002


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