David Nicholls: Zwei an einem Tag - Rezension Literaturmagazin Lettern.de David Nicholls: Zwei an einem Tag

Kein & Aber Verlag
Hardcover
, 560 Seiten
22
,90 €
ISBN: 3-036-95542-9
Hörbuch:
3-899-03408-2

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Am 15. Juli 1988 beenden Emma Morley und Dexter Mayhew ihr Studium in Edinburgh. Nach der Examensfeier landen die beiden 20-jährigen in Emmas Bett. Sowohl Emma als auch Dexter spüren, dass sie einander mehr bedeuten könnten, dennoch entwickelt sich aus dem One-Night-Stand keine (Liebes-)Beziehung. Aber sie beschließen Freunde zu bleiben – was ihnen über viele Jahre hinweg auch gelingt. Der Leser begleitet Emma und Dexter durch diese zwanzig – im Leben eines jeden Menschen wichtigen – Jahre.

Während die Realistin Emma mit beiden Beinen im Leben steht – obwohl sie viele Jahre nach ihrem Beruf und ihrer Berufung suchen muss – ist Dexter ein Lebemensch mit Casanova-Einschlag. Nach dem Studium begibt er sich zuerst auf eine lange Reise, anschließend arbeitet er als TV-Moderator, feiert wilde Partys, verhält sich promisk und verfällt mehr und mehr dem Alkohol. Emma arbeitet zunächst in einem mexikanischen Billigrestaurant und als Lehrerin. Bis sie eine erfolgreiche Kinderbuchautorin sein wird, gehen viele Jahre ins Land. Jahre, während derer sie zunächst mit Ian zusammenlebt, dem es nicht gelingt, ihr Herz zu gewinnen. Später hat sie ein leidenschaftliches Verhältnis zum Rektor der Schule, an der sie unterrichtet. Aber auch bei diesem Mann bleibt Emmas Herz kalt. Im Grunde weiß sie seit dem Juli '88, dass sie und Dexter zusammengehören; obwohl sie ihn in einigen Jahren oberflächlich und nahezu unerträglich findet.

Dexters Selbstsuche gestaltet sich schwierig, er probiert vieles aus und scheitert. Bezogen auf seine Gefühle braucht er lange, um sich einzugestehen, dass er nur mit Emma glücklich werden könnte. Ganze 19 Jahre benötigen die beiden, um als Paar zueinander zu finden. Aber selbst als das endlich geschieht, wird der Autor weder rührselig noch kitschig. Stattdessen greift er zum Stilmittel eines letzten großen Showdowns und lässt – erneut – das Schicksal eingreifen.

David Nicholls nimmt jeweils die Perspektive der Hauptperson ein und lässt seine Leser an Emmas und Dexters Gedanken und an ihrem (Selbstfindungs-)Weg teilhaben. Das gelingt ihm sowohl für den männlichen als auch für den weiblichen Part ausgesprochen gut. Vor allem Menschen, die Anfang der 60er-Jahre geboren wurden, werden sich mit dieser Lebens-, Liebes- und Entwicklungsgeschichte identifizieren können. Nicht zuletzt, weil der Autor auf pointierte Art und mit einer gehörigen Portion Humor zeigt, dass nicht "alle Blütenträume reifen".
Der 43-jährige David Nicholls zeigt über diesen Zeitraum hinweg, wo Emma und Dexter sich jeweils am 15. Juli befinden, wie sie leben, was sie fühlen und wie sie sich Dexters eher lapidar dahingesagtem Satz, "Wenn du mit vierzig immer noch Single bist, heirate ich dich." annähern.
Das Datum ist bewusst gewählt: Der 15. Juli ist der St. Swithin's Day – und einem Mythos zufolge wird es vierzig Tage lang ununterbrochen regnen, wenn es an St. Swithin regnet: Am 15. Juli 2004 lässt Nicholls tatsächlich heftigen Regen vom Himmel prasseln – mit fatalen Folgen.

Christine Westermann hat diesen Roman empfohlen und auf diese Weise – völlig zurecht – dafür gesorgt, dass er die Bestsellerlisten erobert.

© Heide John 2010


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