Johannes Martini: Parallelaktion - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Johannes Martini: Parallelaktion

Plöttner Verlag
Hardcover
, 200 Seiten
17
,90 €
ISBN: 3-938-44264-6

 

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Nase und Verkehr

In dem Krimi "Parallelaktion“ von Johannes Martini dreht sich viel um Verkehr: Einerseits auf der Straße und der Verkehr durch die Nase.

Hermann ist ein Kokainlieferant. Ähnlich wie ein Pizzabringdienst, liefert er auf Wunsch Kokain nach Hause. Eines Abends ist er bei seiner Kundin und Geliebten Lydia Sonntag. Bei einem Streit bringt er sie, mehr oder weniger aus Versehen, um. Geschockt versteckt er die Leiche im Kühlschrank, verwechselt aber in seinem eiligen Aufbruch die Aktentaschen. Fortan wird er in einen Strudel von Bestechung, Erpressung und Mord gezogen. Denn Lydia Sonntag war Journalistin, die bei einer Recherche zu einem Mordfall auf dubiose Machenschaften gestoßen ist.

Der Roman ist zwar flott zu lesen, aber das ist schon fast das einzig Positive daran. Am stärksten wiegt die mangelnde Glaubwürdigkeit. Zum einen ist das journalistische Verhalten von Lydia äußerst unprofessionell, okay, sie ist größtenteils auf Kokain und betrunken, aber glaubwürdig ist das nicht. Viel schwerer wiegt allerdings, dass ihr unfreiwilliger Mörder Hermann, auf Drängen von Lydias Freunden und Feinden, die Suche nach der vermeintlich Vermissten aufnimmt. Logisch wäre es vielmehr, dass er flüchtet und die Spuren beseitigt. Absolut unglaubwürdig. Die zu Anfang verwendete Metapher mit dem Straßenverkehr als Nervenbahn ist zwar nett, wird aber leider zu oft genutzt (fast an jedem Kapitelanfang) und wird quasi wie die Nasenscheidewand bei zu häufigem Kokaingenuss. Ebenso verhält es sich mit einer anderen Stilistik: Ich fand die Idee gut, dass Sätze abbrechen, wenn auch die Protagonisten stutzen oder nicht mehr weiter wissen. Aber durch den häufigen Gebrauch, stört es den Lesefluss und nervt nur noch.

Ebenso überflüssig ist der Perspektivwechsel: Erst erzählt Hermann seine eigene Perspektive, dann folgt ein Wechsel in die dritte Person, in der die Erlebnisse von Lydia bis zu ihrer Ermordung geschildert werden. Danach setzt wieder der Ich-Erzähler ein. Handwerklich schwach. Interessanter wäre es gewesen, wenn der Ich-Erzähler wenigstens von Anfang an hätte herausfinden müssen, warum andere hinter Lydia her sind. So ist es zuweilen auch langweilig. Andere Fehler sind zudem noch im inhaltlichen zu finden: Zum einen ist die Lebensgefährtin von Hermann mal Raucher, dann Nichtraucher und zum anderen kippt der "Held" aus Wassermangel um, aber nach ein paar Seiten wird gesagt wegen Epilepsie. Was denn nun?

Kurz: Ein verunglückter Krimi, bei dem vieles nicht stimmt und der keine Glaubwürdigkeit besitzt.

© Jons Marek Schiemann 2010


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