John Layman/Rob Guillory: Chew - Bulle mit Biss: Leichenschmaus - Rezension Literaturmagazin Lettern.de John Layman/Rob Guillory: Chew - Bulle mit Biss: Leichenschmaus

Cross Cult Verlag
Hardcover
, 140 Seiten
16
,80 €
ISBN: 3-942-64918-7
 

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Die neue Comicserie "Chew" liegt in mancherlei Hinsicht voll im Trend. Dabei überwiegen die parodistischen Töne.

Tony Chu (man beachte das Wortspiel mit dem englischen "chew" = kauen) ist ein prinzipienhafter Polizist in einer amerikanischen Großstadt der, vielleicht, nahen Zukunft. Chu hat eine besondere Gabe, die er aber zunächst als Fluch betrachtet. Er ist nämlich ein sogenannter Cibopath, der anhand seiner Geschmacksnerven den Werdegang dessen, was er gerade im Mund hat, feststellen kann. So kann er Mordopfer identifizieren und auch deren Mörder. Dummerweise muss er dafür Leichenteile in den Mund nehmen. Während eines Einsatzes kommt diese Fähigkeit von ihm auch seinen Vorgesetzten vor die Zähne und er wird zur Lebensmittelbehörde versetzt. Fortan muss er im Laufe seiner Ermittlungen so manches zwischen die Kiefer nehmen. Kein Wunder, dass ihm das gründlich den Appetit verdirbt.

"Chew" vermag es auf, naja, köstliche Weise mehrere Trends zu vereinen. Zum einen wird durch die Ermittlungsarbeit der Dauererfolg "CSI" parodiert, aber auch die ganzen seit langer Zeit erfolgreichen Kochshows auf den Löffel genommen. Aber auch die aktuellen Entwicklungen wie der Dioxinskandal, Schweinegrippe, Vogelgrippe und die neuen Diskussionen über den Verbraucherschutz kommen den Leser beim Goutieren in den Sinn. Obwohl der Band aus Amerika stammt und der Dioxinskandal deutschen Ursprungs ist, sind so manche Entwicklungen beängstigend nah. Die Vogelgrippe wird auch explizit erwähnt, da in der, in dem Band geschilderten, nahen Zukunft alle Geflügelprodukte aufgrund der Vogelgrippe in den USA verboten sind. Das ermöglicht es dem Autor, eine kriminelle Zeit zu erschaffen, welche den Geist der Prohibition atmet. Nur ist halt nicht Alkohol verboten sondern Geflügelfleisch.

All das wird zusammengerührt mit aktuellen Entwicklungen, welche nicht nur parodiert werden, sondern auch unterhalten und amüsieren. Obwohl so manches Lachen durchaus im Halse stecken bleibt. Denn es leitet zum Nachdenken darüber an, was so alles auf den Tellern der Verbraucher landet ("Einmal Kaffee ohne Spucke bitte"). Manchmal gerät das etwas eklig, aber das sind beängstigenderweise genau die realistischen Sequenzen. Die nicht-chronologischen Spielereien nutzen sich allerdings etwas ab. Der Stil ist zwar leichtfüßig und macht mit grotesken Übertreibungen und harten Kanten die Parodie auch in der Gestaltungsart sehr deutlich, ist aber nicht sonderlich gefällig und dürfte damit zum größten Teil, naja, Geschmackssache sein. Dennoch ist "Chew" sehr amüsant und intelligent mit einer bestechenden Grundidee. Zu Recht wurde die Serie in den USA mit einigen Preisen gewürdigt.

© Jons Marek Schiemann 2011


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