Jijé: Jerry Spring - Band 1 - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Joseph Gillain (Jijé): Jerry Spring - Gesamtausgabe - Band 1

Ehapa Comic Collection
Übersetzung: Michael Hein
Hardcover
, 240 Seiten
29
,95 €
ISBN: 3-770-43414-5
 

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Ein Klassiker reitet wieder

In seiner Edition der Gesamtausgaben von Klassikern des franko-belgischen Comics bringt der Ehapa Verlag nun auch einen der größten Westernklassiker überhaupt in einer gut edierten Auflage wieder neu heraus. Zum Teil waren die Abenteuer bislang nicht auf Deutsch erschienen. "Jerry Spring" ist einer der Klassiker des Western. Jije erschuf den Helden 1954 für die Zeitschrift Spirou. Ab 1956 unterstützten ihn dabei berühmte Szenaristen wie Maurice Rosy und Rene Goscinny (Asterix, Lucky Luke). Der Erfolg von Jerry Spring ebnete den Weg für andere Westerncomics wie "Leutnant Blueberry" (dessen Zeichner Jean Giraud alias Moebius zeitweise an Jerry Spring mitarbeitete). In dem sehr informativen redaktionellen Teil der Gesamtausgabe gehen Philippe Capart und Erwin Dejasse detailliert auf die Entstehungsgeschichte und den Zeichner ein. Die Geschichten selber sind in Schwarz-Weiß veröffentlicht, wie sie ursprünglich auch von Jije geplant waren. Insgesamt sind vier Abenteuer in diesem ersten Band enthalten.

In "Golden Creek" lernt der Cowboy Jerry Spring den Mexikaner Pancho kennen, mit dem zusammen er im Laufe der Zeit seine Abenteuer bestehen wird. Hier wollen sie eine Bande von Viehdieben zur Strecke bringen, die vermeintlich Mexikaner sind und damit alle mexikanischen Siedler in Verruf bringen. In "Yucca Ranch" begleiten Jerry und Pancho eine Rancherfamilie, die von ihrem Land vertrieben worden ist, nach Kalifornien. Auf dem Weg lauern allerdings Indianer auf dem Kriegspfad. Das "Unternehmen Silbermond" bedeutet für Jerry eine weiße Frau aus den Händen der Indianer zu befreien. Als "Waffenschmuggler" wird Jerry während des mexikanischen Bürgerkrieges beschuldigt und hat seine liebe Müh und Not, seine Unschuld zu beweisen.

Ebenso wie die Zeichnungen in schwarz-weiß gehalten sind, sind auch die Storys. Man merkt ihnen die Entstehungszeit der 1950er Jahre an. Es gibt nur Gut und Böse und keine Graustufen. Die gebrochenen Helden und Anti-Helden sollten sich noch zehn Jahre Zeit lassen, bis sie mit Clint Eastwood und Franco Nero als Django zumindest das Kino eroberten. Aber nicht nur die Zeit, noch stark geprägt vom Zweiten Weltkrieg, verlangte nach reinen, sauberen Helden, sondern auch der Verlag Dupuis, unter dessen Regie "Jerry Spring" entstand. Das wirkt bisweilen recht altmodisch. Aber der Unterschied zwischen altmodisch und klassisch ist groß. Altmodisch ist wirklich passe und alles daran kann einen kalt lassen. Klassisch mag zwar alt sein, aber weiß dennoch zu packen.

Und genauso ergeht es dem Leser mit "Jerry Spring". Auf den ersten flüchtigen Blick wirken die Zeichnungen von Jije vielleicht etwas altbacken, dennoch reißen sie den Betrachter mit sich und ziehen einen in den Bann. Seien es nun die detailreichen Naturzeichnungen, die mit den teilweise sehr stilisierten Gesichtern kontrastieren, die Dynamik oder die Action der Handlung. Leider enden die Abenteuer etwas abrupt und im vierten Abenteuer erscheint der Held allzu naiv. Aber sie versetzen den Leser in die Zeit zurück, wo man als Kind auf der Straße oder im Wald Cowboy und Indianer spielte. Da hätte man gerne einen Kumpel wie Jerry Spring gehabt, um mit ihm Abenteuer zu bestehen. Und dann mit John Wayne an der Hand in den Sonnenuntergang reiten. Ach ja…

Ein schöner Beginn der Gesamtausgabe eines absoluten Comicklassikers. Ein hervorragender redaktioneller Teil, spannende Abenteuer, sehr gute Zeichnungen, was will das Comicherz mehr? Höchstens die nächsten Bände.

© Jons Marek Schiemann 2010


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