Louise Jacobs: Gesellschaftspiele - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Louise Jacobs: Gesellschaftsspiele

Fahrenheit Verlag
Hardcover
, 250 Seiten
17
,95 €
ISBN: 3-940-81317-6

 

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Über einen Künstler, die Kunst und Künstliches

In ihrem neuen Buch beschäftigt sich Louise Jacobs mit einem ganz anderen Thema, der Welt der Kunst. Dazu hat sie selbst längere Zeit recherchiert und will ein authentisches Bild vom Leben moderner Künstler vermitteln.

Das Buch beginnt mit der Beerdigung des Künstlers. Dann folgt ein Rückblick auf sein Leben. Leo Becker steht am Zenit seines Künstlerlebens. Eine Bilderserie von ihm soll im Metropolitan Museum in New York ausgestellt werden, gefolgt von einer fünfjährige Schaffenspause, um den Wert seiner Werke zu steigern. Das Verhältnis zu seiner Ehefrau Rahel ist schon lange abgekühlt. Und dann ist das noch Ebba, seine alte Liebe aus längst vergangenen Tagen, an die Leo allzu oft denken muss …

"Das ist alles ein großes Missverständnis, ich bin Maler, kein Geschäftsmann, der nebenbei Kunst macht." sagt Leo auf Seite 46.

Die absurde Idee der "künstlichen Verknappung", die totale Kommerzialisierung macht ihm schwer zu schaffen, er fühlt sich fremdbestimmt. Hinzu kommen Eheprobleme, gelegentliche Drogenexzesse und sein Jähzorn. Statt seinen Erfolg zu genießen, versinkt er in Depressionen, fühlt sich einsam und unverstanden. Deshalb sucht er die Nähe zu Ebba. Doch Ebba hat sich längst ein Leben ohne ihn aufgebaut. Rahel, seine Ehefrau, ist auch einsam und unglücklich, fürchtet das Ende des Ehe und sehnt es gleichzeitig herbei. Über dem ganzen Buch hängt eine dunkelgraue Wolke der Melancholie. Die Handlung plätschert undramatisch dahin, das Ende ist aus dem Untertitel und ersten Kapitel schon bekannt.

Auf der einen Seite fand ich den Einblick in eine sehr kommerzielle Welt der Kunst interessant. Auf der anderen Seite wirkte vieles konstruiert und künstlich. Die Machtspiele waren nicht "subtil", wie es der Klappentext ankündigte, sondern offensichtlich und nervig. Mag sein, dass Drogen in bestimmten Kreisen dazugehören, doch mit den seitenlangen Beschreibungen von Leos Drogenexzessen konnte ich nichts anfangen. Auch die kursiv gesetzten Einschübe störten mich eher. Nur wenige dieser Gedanken wirkten leicht und philosophisch, die meisten aufgesetzt und künstlich. Künstlich fand ich auch die Gestaltung von Rahel und Ebba, die allzu gegensätzliche Typen darstellen sollen, die beide nach der Liebe Leos streb(t)en.

Weder Titel noch Untertitel passen zum Inhalt. Leo und jene, die Geld mit ihm verdienen wollen, nehmen die ganze Sache sehr ernst. Ermordet wurde er auch nicht, weder von "der Gesellschaft", noch von seinem eigenen Streben nach Ruhm oder sonst irgend jemand.

Ein interessantes Buch, das allerdings trotz der nur 250 Seiten gewisse Längen hat.

© Monika Stache 2009


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