Franz (Drappier): Gefährten des Glücks - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Franz (Drappier): Gefährten des Glücks

Bocola Verlag
Übersetzung: Resel Rebiesch
Hardcover
, 96 Seiten
19
,90 €
ISBN: 3-939-62533-7
 

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Ironisches Abenteuer

Der Bocola Verlag startet mit der Veröffentlichung von franko-belgischen Comics. "Gefährten des Glücks" von dem Comicveteranen Franz erscheint erstmals in deutscher Übersetzung und ist ein ironisches Spiel mit allen Zutaten der klassischen Abenteuergeschichte.

Andrew Eastbourne ist auf einem Schiff Richtung Amerika, um dort eine Stelle als Buchhalter anzutreten. Doch der Schwerenöter kann nicht an der jungen und attraktiven Miss Priscilla vorbei und beginnt eine Affäre mit ihr. Leider sieht ihr Vater das gar nicht gerne und lässt Andrew auf einer einsamen Insel absetzen. Als er gerade versucht, mit seinen bescheidenen Mitteln, sich auf der Insel im Sinne von Robinson einzurichten, lernt er einen weiblichen Freitag kennen, die er vor Kannibalen errettet. Kurz darauf allerdings betreten auch noch Piraten die Insel. Für Andrew beginnt ein außergewöhnliches Abenteuer voller Exotik, Erotik und Gefahren.

Ähnlich wie in seiner bekannten Serie "Thomas Noland" verbindet der Comiczeichner und –Autor in seiner neuen Graphic Novel ein Historienabenteuer mit ironischen Zusätzen. Verschiedene Schicksale werden miteinander verwebt und erlauben so einen Blick auf unterschiedliche Lebensweisen in der Epoche. Das betrifft Töchter aus gutem Hause ebenso wie Piraten und Sklaven. Franz spielt mit den Topoi und Klischees des Abenteuergenres. Doch bevor das selber zum Klischee gerät, würzt er alles mit einer gehörigen Prise Ironie. So ist Andrew zwar irgendwann einmal Kapitän eines Schiffes, hat aber, im Gegensatz zu ähnlich gestrickten Geschichten, keinerlei Ahnung von der Seefahrt und verlässt sich demnach auf andere. Der Held ist kein sich selbst bestimmender Heros, sondern vielmehr ein Spielball der Wellen und der Geschichte. Das die Erzählung in einem Kreis endet ist nur folgerichtig. Alle Abenteuer haben nichts erbracht und er ist genauso weit wie zuvor. Nur um Erfahrungen reicher. Für eine Persiflage reicht es nicht, da dafür einige zu ernste Themen wie Erotik und Action und Gewalt vorkommen, aber es ist eine ironische Verbeugung vor dem Genre. Mit einem Augenzwinkern wird bewusst eine klassische Story erzählt. Der naturalistische, detailreiche Strich und die ebenfalls sehr realistisch gehaltenen Farben tragen erheblich zum Lesevergnügen bei. Ohne jegliche Verfremdungseffekte wird der Leser in das Setting getragen und kann sich ganz dem Spiel in der Dünung hingeben.

Eine ironisch erzählte klassische Abenteuergeschichte, die ohne eine Persiflage zu sein mit den Klischees spielt und sie bricht. Der sehr gute naturalistische Strich macht das Lesen zu einem wahren Vergnügen.

© Jons Marek Schiemann 2011


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