Carola Clasen - Mord im Eifel-Express - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Carola Clasen:  Mord im Eifel-Express

Kbv Verlag
broschiert
, 266 Seiten
9
,50 €
ISBN: 3-940-07741-0

 

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Der RE 22 wird im Volksmund "Eifel-Express" genannt. Er bedient die Strecke Köln-Trier. Viele Menschen nutzen den Zug, um zur Arbeit zu kommen. So auch Sonja Senger. Nachdem sie in der Nordeifel einige Jahre als Privatdetektivin gearbeitet hat, erhält sie im Kriminalkommissariat Euskirchen eine zweite Chance. Da ihr alter Wagen zu klapperig für die weite Strecke ist, muss Sonja mit der Eisenbahn fahren.

Bei Wilhelm Nowak aus Dahlem sieht die Sache anders aus. Er hat all seinen Lebensmut verloren. Und das nicht ohne Grund. Sein Zuhause und seine Frau Beate sind genauso Vergangenheit wie der Kontakt zu seinem Sohn Niklas. Nowak lebt zurückgezogen auf dem Hof von Schwester und Schwager. Dort wartet er darauf, dass seine Frau eines Tages zu ihm zurückkommt. Als dann aber sein Sohn auftaucht, möchte der sich an dem Mann rächen, der vermeintlich das Familienidyll zerstörte.

Clasen stammt aus Köln. Nach ihrem Sprachstudium ging sie nach Belgien und arbeitete dort bis zu ihrer Heirat. In der Folgezeit konnte sie zahlreiche Kurzgeschichten im Rundfunk veröffentlichen. Ihr erster Eifel-Krimi erschien 1998. Das vorliegende Buch ist der siebte Titel bei KBV.

Die Autorin liefert hier einen guten, wirklich sehr guten Roman ab. Ganz allmählich entwickelt sich die Geschichte und steuert Schritt für Schritt auf das Verbrechen hin. Clasen schildert Familien, die durch geplatzte Träume, Lebenslügen und verpasste Chancen aus dem Lot gekommen sind. Ein Mord scheint in diesem geistigen Umfeld fast unausweichlich zu sein. Clasen gelingt es, das Milieu ansprechend zu beschreiben, ohne kitschig oder zu anspruchsvoll zu sein. Die Charaktere sind glaubwürdig, Orte und Schauplätze kurz und auf das erforderliche Maß reduziert beschrieben.

"Der Mord im Orientexpress" heißt ein Roman von Agatha Christie. Mit diesem Klassiker der Kriminalliteratur hat das vorliegende Buch nur wenig gemeinsam. Ein Mord im Zug, vermeintliche oder tatsächliche Verbrechen in der Vergangenheit, mehrere mögliche Täter, die zur Tatzeit auch zufällig am Tatort sind - was es an Gemeinsamkeiten geben mag, sind reine Äußerlichkeiten. Clasen mag sie vielleicht aufgegriffen haben; sie schuf aber gleichzeitig ein eigenständiges Werk, das durchaus seine Qualitäten besitzt.

© Andreas Rüdig 2008


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