Christophe Chabouté: Fegefeuer - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Christophe Chabouté: Fegefeuer

Ehapa Comic Collection
Übersetzung: Marcel Le Comte
Taschenbuch
, 192 Seiten
39
,95 €
ISBN: 3-770-43351-3
 

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Eine mystische Erfahrung

In dem großen Comicroman "Fegefeuer" von Chabouté werden gleich mehrere Genres miteinander vermischt. Zum einen ein Sozialdrama und eine zarte Liebesgeschichte und zum anderen eine originelle mystische Reise.

Der junge Benjamin Tartouche ist auf dem besten Wege. Gerade hat er ein Haus geerbt und ist dabei, sich selbstständig zu machen. Seine neue Ausrüstung ist im Haus und nebenan wohnt eine hübsche Frau, auf die er ein Auge geworfen hat. Die Sorgen, dass er seine Ausrüstung nicht abbezahlen kann, kommen ihm nicht, da er gut mit Aufträgen eingedeckt ist. Doch eines Nachts brennt sein Haus ab und er kann nur sein Leben retten. Nichts ist ihm geblieben und die Behörden sind ihm keine Hilfe. Der korrupte Versicherungsvertreter verschleppt die Erstattungszahlung und lässt sie sogar in den Papierkorb werfen. Benjamin landet auf der Straße und muss sich mit dem Leben eines Clochards abfinden. Doch eines Nachts wird er überfahren. An einem merkwürdigen Ort kommt er zu sich, wo ihm eröffnet wird, dass er tot ist. Aber er bekommt noch eine Chance und kann zu den Lebenden zurückkehren. Dafür hat er aber etwas zu erledigen.

Der Band "Fegefeuer" vereint alle drei Teile der französischen Serie und ergibt so einen schönen Comicroman. Präsentiert wird die Geschichte mit einem harten, etwas fahrigen Strich, der in den Hintergründen sehr reduziert ist. Aber er vermag mit den kleinsten Mitteln, oftmals nur in der Veränderung von millimeterkleinen Strichen, mimische Nuancen herauszuarbeiten, die beeindrucken. Die Farben sind dem Thema angemessen sehr gedeckt und dunkel gehalten. Das Finale wird zwar heller präsentiert, gleitet aber glücklicherweise nicht in Farbklischees (mit satten Farben) ab. Wer genau hinsieht, kann während der Szenen, in denen Benjamin seinem neuen Job nachgeht, im Hintergrund viele historische Persönlichkeiten ausmachen.

Gut ausgearbeitet sind die Fänge der Bürokratie, die dem Charakter Benjamin nicht nur zu Lebzeiten das Leben schwer machen, sondern auch noch danach. Die Dialoge sind hervorragend und viel wird ohne Worte mit den hervorragenden Zeichnungen ausgedrückt. Die sanfte Liebesgeschichte weiß ebenso zu überzeugen. Nur dass der Schurke auch die Zielperson von Benjamins neuer Aufgabe ist, ist etwas vorhersehbar. Und die Wandlung des Bösen kommt etwas zu abrupt. Zwar fängt die Geschichte als betroffen machendes Sozialdrama an, kippt aber bald in das Metaphysische und offenbart gerade in diesem Bereich viele originelle Ansätze, die nicht nur mit feinem Humor erzählt werden, sondern auch den Leser in ihren Bann zieht und zum Nachdenken anregt.

Eine hervorragende Geschichte mit originellen Ideen und hervorragender grafischer Präsentation. Nur das Ende kommt etwas plötzlich und die abrupte Wandlung des Schurkencharakters ist etwas unglaubwürdig.

© Jons Marek Schiemann 2010


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