John Le Carré: Marionetten - Rezension Literaturmagazin Lettern.de John Le Carré: Marionetten

Ullstein Verlag
Übersetzung: Sabine Roth, Regina Rawlinson

Hardcover
, 366 Seiten
22
,90 €
ISBN: 3-550-08756-X
Hörbuch: 3-899-03619-0

 

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Wanted: Spannung!

John le Carrés neuster Roman "Marionetten" spielt in Hamburg, das deutlich von den Folgen der Attentate des 11. September 2001 geprägt ist. Hamburg wurde nicht zufällig als Schauplatz ausgewählt, sondern weil dort zeitweise einige der Attentäter lebten.

In John le Carrés Hamburg leben der türkische Sportler Melik und seine Mutter Leyla, die engagierte Anwältin Annabel Richter und der schottische Bankier Tommy Brue sowie Issa, ein Tschetschene, der illegal über Schweden und Dänemark nach Deutschland kam. Issa taucht plötzlich in Meliks Leben auf und nistet sich auch bei ihm zu Hause ein, weil Meliks Mutter Mitleid mit dem offensichtlich körperlich und geistig kranken Issa hat.

Issa ist jedoch bei verschiedenen Geheimdiensten kein unbeschriebenes Blatt und wird als islamischer Terrorist gesucht. Sein Vater soll ein vermögender Osteuropäer sein, der bei dem Vater von Tommy Brue ein Schwarzgeldkonto angelegt hatte. Tommy Brue und Annabel Richter sollen ihm eine Aufenthaltsgenehmigung und einen Studienplatz organisieren.

Als die verschiedenen Geheimdienste und der Verfassungsschutz ins Geschehen eingreifen, wird die meiner Meinung nach ohnehin schon sehr konstruierte Grundidee überstrapaziert. Bis zum Ende wird nicht deutlich, wer die Fäden zieht. Spätestens ab der Mitte des Buches hätte ich jedoch auf sehr verknotete Fäden getippt, so verworren wird die Handlung. Issa ist für mich eine unglaubwürdige Figur und auch die anderen Hauptfiguren wirken eher wie Karikaturen.

John le Carré hat sehr gründlich für diesen Roman recherchiert und seine eigenen Erfahrungen als ehemaliger Geheimagent des britischen Geheimdienstes eingebracht. Das Ergebnis ist leider eine überladene und unglaubwürdige Geschichte, die viel zu spät auf den Markt kommt. In den acht Jahre seit den Anschlägen in den USA habe ich so viel darüber gehört und gelesen, dass mich "Marionetten" nicht fesseln konnte.

Fazit: Gute Idee, langweilige Umsetzung und Jahre zu spät veröffentlicht. Vielleicht ist das Buch in ein paar Jahren wieder interessant, wenn eine jüngere Lesergeneration erfahren möchte, welche Auswirkungen die Attentate hatten und wie Geheimdienste arbeiteten.

© Monika Stache 2009


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